Verfehlte ­Raumplanung

Die Bevölkerung in Vorarlberg wächst rasant und wird sich, wenn nicht gegengesteuert wird, in 50 Jahren verdoppeln. Infrastruktur und Wirtschaftswachstum können mit diesem Tempo nicht mithalten. Ständiger Verkehrsstau, Baugrundmangel und Widerstand gegen jede Veränderung sind Anzeichen für die Wachstumsgrenze. Das Siedlungsgebiet ist auf die Talschaften beschränkt. Grünzone, Blauzone und Naturschutzgebiete beschränken zusätzlich. Ein Großteil des Landes besteht aus Bergen, die nur beschränkt besiedelbar sind. Die Berge bestehen aus Stein, und trotzdem gibt es Mangel an diesem Baustoff. Das Siedlungsgebiet entlang der Flüsse liegt meist um mehrere Meter zu tief, um dauerhaft hochwassersicher zu sein, und trotzdem gibt es Mängel an Bauaushubdeponien. Das alles ist das Ergebnis einer verfehlten Raumplanung. Gemeinden können nicht unbeschränkt wachsen und gleichzeitig heile Umwelt demonstrieren. Kiesabbau und Bauaushubdeponie in jeder Gemeinde muss die Grundlage für Wachstum bilden. Wenn eine Gemeinde dies nicht leisten will oder kann, muss ein entsprechender Ausgleich an jene Gemeinden erfolgen, die diese Last tragen. Dadurch könnte die Diskus­sion entschärft und ein Anreiz geschaffen werden, solche Einrichtungen auch zu akzeptieren. Das Land ist gefordert.

Peter Bonetti,
Achstraße, Hard

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VN Leserbrief

Ein klares Nein zum Kiesgruben-Experiment

-Statement der Fegg-Familie, Alp-Vorsäss 287-

Die gewerblich-industrielle Nutzung der Kanisfluh (Kiesabbau) dürfte in den nächsten Wochen und Monaten zu einem höchst kontroversen Thema im Hinterwald werden. Der Berg ist in den Augen vieler “Wälder” ein beinahe heiliger Ort, Wahrzeichen der Region und einzigartiger Anziehungspunkt für Touristen und Besucher aus aller Welt, die in diese Gegend kommen. Wir können den Sturm der Entrüstung seitens der >Kiesgruben-Gegner< prinzipiell nachvollziehen, noch bevor wir alle Argumente des >Pro und Contra< geprüft haben. Warum? Wir lieben dieses  Berg-Massiv über Alles. Es begrenzt mit Mittagsspitze und Gopf den südlichen Horizont unserer Alpe Fegg/Bezau, wo wir – als Kölner –  bereits drei  Generationen zu Hause sind. Es ist ein einzigartiges, absolut verinnerlichtes und magisch besetztes Symbol alpinen Daseins. Es strahlt v.a. eine himmlische Ruhe aus, die nur die Winterlawinen einige Male im Jahr aushebeln.

Ich – Dichter und “Stenograph” dieses Textes – sehe jeden Tag andere Gesichter im malerisch-skulpturalen Fels – von Menschen,  Heiligen, Legenden und Berg-Göttern. Sie kommen und gehen mit dem fantastischen Lichtreflexen auf der Steilwand, mit den mählich vorüberziehenden Jahreszeiten, mit den Nebeln und Wolken, die die Kanis sozusagen als ihre Bühne nutzen, um ständig andere – bisweilen alltägliche, bisweilen dramatische – Schauspiele zu inszenieren. Wenn der Berg buchstäblich aufflammt – morgens oder abends – wenn er das Anliegen der Sonne reflektiert und mit seiner unvoreingenommenen Bereitschaft an seine Bewunderer weitergibt, dann begreife ich schlagartig, was Glück ist, was Paradies sein könnte, was Liebe, wenn sie ohne allen Egoismus von unserem Herzen Besitz ergreift. Dann schreibt sich in mein Fühlen und in meine ewige Sehnsucht die Botschaft ein, dass dieses Monument der  Ewigkeit niemals von menschlicher Hand, schon gar nicht von Profitgier, Wirtschaftsdünkel, Unternehmer-Kalkül, Politlügen und simplem Unverstand beschädigt werden darf. Es muss geschützt sein wie ein >Weltkultur-Erbe<, wie der Dom in Köln oder der Rhein zwischen Bingen und Koblenz. Die Kanis muss sich ohne egoistische Einschnitte und ohne törichte Investitionen ihrer Identität für alle Zeiten sicher sein. Wer etwas Anderes will, setzt eine Seelenlandschaft aufs Spiel, die sich schon Jahrtausende bewährt hat und diese Gewissheit von Beständigkeit Tag für Tag in unsere labilen Zeitläufte eingraviert, in unsere wankelmütige Weltsicht und unsere höchst unbeständige humanitäre Identität.

Noch ein ganz persönliches Statement als Schriftsteller zu meinem besonderen Kanisfluh-Verhältnis: Ich habe u.a. Shakespeares “Sonette” (edition-geistreich, Wien) mit dem Blick auf meinen Lieblingsberg übersetzt, zwischen den Jahren 2000 und 2010. Ein ganzes Jahrzehnt hat mich die Kanis auf unglaubliche Weise inspiriert und motiviert, hat mich nie zweifeln lassen, mir Kraft und Energie in Überfülle gegeben, um eine wunderbare geistige Arbeit im imaginären Steinbruch der Poesie glücklich zu vollenden. So bin ich auch deshalb ein noch entschiedenerer Gegner des Kiesgruben-Experiments, also des Antastbaren, des Respektlosen, des bloß Monetären, des Gierigen, des Dreisten und des Dummen geworden.

Mein Motto der Stunde: “Kanisfluh, lebe hoch, in alle Ewigkeit!”

Reiner Brückner, Barbara Brückner und die Fegg-Familie

(29. Juli 2017, Bezau-Fegg)

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Kanisfluh als ­Motiv eines Malers

Als gebürtiger Mellauer verfolge ich mit großer Besorgnis die Entwicklungen rund um den geplanten Kies- und Gesteinsabbau am Fuße der Kanisfluh. Der Gedanke an eine derartige Verwüstung dieser Landschaftsidylle ist für mich unerträglich. Das Anrecht der Bevölkerung auf ein intaktes Naherholungsgebiet und auf den Erhalt einer bisher glücklicherweise unverschandelt gebliebenen schönen Naturlandschaft sollte über individuellen Geschäftsinteressen stehen!

Ich möchte in diesem Zusammenhang den bekannten Mellauer Künstler und Hochschulprofessor Hubert Dietrich (1930–2006) zitieren, für den dieser imposante Berg ein beliebtes Motiv gewesen ist: „Ich musste die Erfahrung machen, dass Motive etwas ungeheuer Bedrohtes sind. Als einziges, ganz gesichertes Motiv sehe ich die Kanisfluh an. Ich glaube, es würden alle Mellauer auf die Barrikaden gehen, wenn es technisch möglich wäre, sie zu entfernen und dieses Vorhaben auch ausgeführt werden sollte.“ Leider hat sich der Künstler in seiner Einschätzung geirrt. Wenn auch die Kanisfluh durch das geplante Vorhaben nicht entfernt werden würde, so hinterließe dieser Eingriff doch für Jahrzehnte eine hässlich klaffende Wunde.

Wolfgang Felder,
Klaudiastraße, Dornbirn

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VN Leserbrief

Dem Berg den Fuß weggesprengt

Als „gelernter“ Mellauer kann ich erahnen, was uns das Ansinnen der Firma Rüf bescheren könnte. Zu groß klafft die Wunde des Steinbruchs in Mellau-Bengath. Maßlose Profiteure haben dort über Jahrzehnte­ hinweg dem Berg den Fuß weggesprengt, den raren Mauerstein großteils in die Schweiz und nach Deutschland exportiert, bis die Felswand eingebrochen ist. Das Pfingstunwetter im Jahr 2000 wurde in der Folge als Schuldiger erkannt. Auch damals hat der Landesgeologe die Bedenken von „Primitiven“ negiert! So könnte es auch dem Wahrzeichen „Wirmsul“ gehen, wenn Spreng-Erschütterungen lange genug ihre labilen Schichten kitzeln. Spätestens dann gäbe man Dr. Haller mit dem Palmyra-Vergleich recht. Aber leider zu spät. Seit vielen Jahren beobachte ich, wie täglich Dutzende rote Lkw Steinmaterial Richtung Dornbirn/Bregenz transportieren. Fährt man die L 200 talauswärts, begegnen einem diese auf dem Retourweg wieder. Leer! Der regionale Bedarf kann also nur ein Vorwand sein, um beim großen Kiesgeschäft im Drei-Länder-eck mitzumischen. Die gut aufgestellte Firma Rüf wird ihren künftig notwendigen Profit auch ohne Kiesabbau an „üsa Kanis“ machen!

Mag. Gerhard Kaufmann,
Klaus, Mellau

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VN Leserbrief

Prüfstein der Demokratie

Die Kanisfluh ist unter den Vorarlberger Bergen zweifels­ohne ein herausragender, imposanter Berg. Was dieser Berg für die Bewohner bedeutet, die an seinem Fuß aufgewachsen sind, das kann von einer außenstehenden Person nur erahnt, keinesfalls jedoch ermessen werden. Demgemäß sind die Diskussionen um den Kiesabbau von tiefen Emotionen geprägt. Die Fragen stehen im Raum: Wie wird die Landesregierung entscheiden? Werden die Interessen Einzelner, die Anzahl der Kubikmeter Kies und geologische Gutachten – letztlich also political correctness im Sinn des Zeitgeistes – die Frage entscheiden? Oder wird ausnahmsweise wegen des geschilderten Sachverhalts, eine Volksbefragung der Betroffenen durchgeführt, um eine wirklich demokratische Entscheidung herbeizuführen? Auf jeden Fall – so viel lässt sich schon heute sagen – wird die politische Entscheidung wegen der Tragweite als historische in die Geschichte des Bregenzerwaldes und Vorarlbergs eingehen. Und die Entscheidung wird nur dann klug sein, wenn sie sich nicht über den Willen der Mehrheit der Bevölkerung hinwegsetzt. Ansonsten droht der Konflikt weiterzuschwelen, und die Bürger und Bürgerinnen der betroffenen Gemeinden werden die politische Entscheidung nicht akzeptieren. In diesem Sinn wird die Frage um den Kiesabbau am Fuß der Kanisfluh wahrhaft zum Prüfstein der Vorarlberger Demokratie.

Dr. Othmar Mäser,
Rappenholzweg, Göfis

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VN Leserbrief

Lichterkette für die Kanisfluh

Seit 23 Jahren bin ich Gast im Bregenzerwald in Mellau. Mehrmals im Jahr, zu unterschiedlichen Jahreszeiten, besuche ich dieses Natur­juwel, um Kraft und Ruhe zu tanken. Habe oft die Gastfreundschaft der Menschen hier genossen und bin mal wieder von diesen „Wäldern“ begeistert: eine Lichterkette für ihr Wahrzeichen Kanisfluh. Ich hoffe inständig, dass diese Aktion den gewünschten Erfolg bringt, damit auch wir Touristen weiterhin dieses wunderschöne, unberührte Fleckchen Natur in all seiner Schönheit genießen können. Ich hoffe, dass dieses Bemühen nicht umsonst war.

Marion Wittmann,
Achalmstraße, Pfullingen (D)

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VN Leserbrief

Respekt für Naturwunder Kanisfluh gefordert

Die Betreiberfirma des verharmlosend als Kiesabbau bezeichneten Kanisfluh Schädigungsprojekts überschüttet die Bevölkerung mit Informationen, die man nicht stehen lassen kann. Da wird die Notwendigkeit dieser als „regionale Weiterentwicklung“ schöngeredeten Naturzerstörung mit Baumaßnahmen begründet, die bis zum geplanten Beginn samt und sonders abgeschlossen sind. Die bei anderen Steinbrüchen ermittelte Eigenbedarfs-/Exportquote von 1:7 wird einfach umgekehrt. Würde man die abenteuerlichen Zahlen zum Kiesbedarf in der Region ernst nehmen, stellten sie eine weitere massive Drohung dar, nämlich das Zubetonieren von Schnepfau, Hirschau und Mellau mit 2880 Betonbauten. Und mit der irrealen Auslegung von Statistik-Austria-Daten will man uns Bregenzerwälder offensichtlich für dumm verkaufen. Den Gipfel der Verniedlichung bildet eine Fotomontage, in welcher der monströse Steinbruch als blühender Terrassengarten dargestellt wird.

Weniger informationsfreudig ist die PR-Abteilung der Betreiber, wenn es um die Jagdgründe der Unternehmerfamilie auf der andern Seite der Kanisfluh geht. „Eigenes Jagdvergnügen und Ruhezonen für die Tiere, Lärm und Dreck für die Einwohner“ wäre tatsächlich keine gute Werbebotschaft.

Von denen, die über dieses feudalistische Wahnsinnsprojekt entscheiden, ist jedenfalls zu verlangen, dass der in einer großen Regierungskampagne für das Wild geforderte Respekt auch dem Naturwunder Kanisfluh, der von unseren Ahnen ererbten Vorsässkultur und den hier lebenden Menschen entgegengebracht wird.

Prim. Univ.-Prof. Dr. Reinhard Haller,
Maria Ebene, Frastanz

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VN Leserbrief

Kanis-Fluch

Ein sagenumwobener Berg im Bregenzerwald lässt die Wogen hochgehen. Riesen, Geister, verwünschte Männlein: Die mächtige Kanisfluh (2044 Meter) beflügelte schon immer die Fantasie. Heute geht es um Kies. Kanisfluh: Naturjuwel oder Kiesabbau? Der Konflikt liegt schon länger in der Luft, seine Zuspitzung ist nicht dem oft herbeigeschriebenen Sommerloch geschuldet, sondern weil die Gegner des Projekts hör-, spür- und fühlbarer auf die Barrikaden gehen.

Die Vorarlberger Öffentlichkeit kennt inzwischen das Grundmuster des Konflikts. Wieder ist es ein Konflikt, bei dem die Frage nach der Legitimation eines Eingriffs in unsere Natur im Mittelpunkt steht. So war es bei der umstrittenen Verbindung Mellau–Damüls. So war es bei der Diskussion um die neue Großbäckerei des Meisterbäckers Ölz in Weiler. Und so ist es auch jetzt. Der Konflikt im hinteren Bregenzerwald folgt denselben Gesetzmäßigkeiten wie die Diskussion um die Erweiterung des Meisterbäckers Ölz im Rheintal. Zwar ist der Fall Ölz nun praktisch vom Tisch, weil mit der bisherigen Standortstadt Dornbirn eine Einigung erzielt werden konnte, doch die Grundfrage ist nicht ausdiskutiert. Die Thematik wird, da die Wirtschaft Fahrt aufnimmt, noch an vielen Standorten aufpoppen. Wie viel Natur? Wie viel Wirtschaft? Und wie sind die Interessen in Einklang zu bringen?

Nahezu alle stimmen damit überein, dass die Idee des lokalen Bauunternehmens Rüf, Kies in der Region abzubauen (und nicht mit langen Lkw-Fahrten herzukarren), eine gute ist. Und alle wissen, dass es notwendig ist. Nun kommt aber ins Spiel, dass die Kanisfluh nicht irgendein Berg ist, sondern ein über die Landesgrenzen hinaus bekanntes Massiv; der wohl bekannteste Gipfel im Bregenzerwald.

Wo (und wie viel) darf in Vorarlberg verdichtet, verbreitert, vertieft, erschlossen und verbunden werden? Wo positioniert sich die Landesregierung im Spannungsverhältnis zwischen Natur, Tourismus und Wirtschaft? Die Menschen in Vorarlberg dürfen sich zu Recht politische Antworten darauf erwarten. Sich hinter Verfahren zu verstecken, mag für den Bearbeiter des Einzelfalls logisch erscheinen. Die Bürger wüssten aber generell gerne, wer wie viel Rückendeckung genießt, wie viel Naturschutz, wie viel Wirtschaftsfreundlichkeit tatsächlich in der schwarz-grünen Regierung steckt.

Gerold Riedmann
Chefredakteur der Vorarlberger Nachrichten

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VN Bericht

Brennende Kanis

Naturschützer lassen Kanis brennen“ titelte die VN am Freitag, 14. 7. 2017, und den allermeisten war klar, dass dies symbolisch gemeint war. DI Manhart benutzt diesen Titel, um wider besseren Wissens in seinem Leserbrief mit Tiefschlägen auf die „sogenannten Naturschützer und lokale Politiker“ verbal einzuprügeln. Die heilige ­Kanisfluh wird nicht von Naturschützern angezündet, wie Herr Manhart polemisiert. Es wird, wenn das Wetter es zulässt, am Samstag, 22. Juli, eine Lichter­kette aus Fackeln auf dem Grat der Kanisfluh geben, um symbolisch ein Zeichen für den Naturschutz zu setzen. Aus dem Plan der Fa. Rüf, am Fuß der Kanisfluh mindestens 30 Jahre lang Gestein und Schotter abzubauen, also im Zeitraum einer ganzen Generation, werden im ­Schreiben von Herrn Manhart verharmlosend nur ein paar Jahre, und der Transport von Schotter und Steinen geht seiner Darstellung nach nur in eine Richtung und nicht, wie schon jetzt und in der Vergangenheit, aus dem Bregenzerwald hinaus, u. a. nach Liechtenstein, in die Schweiz und nach Deutschland. Auch wenn das Thema sehr emotional ausgetragen wird, sollte man die Tatsachen nicht verdrehen. Unser Einsatz soll auch kommenden Generationen eine unversehrte Kanisfluh sicherstellen.

Mag. Franz Ströhle,
Obmann Vlbg. Alpenschutzverein,
Am Kehlerpark, Dornbirn

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VN Bericht

VN Leserbrief