Naturdenkmal oder Wirtschaftsgut?

Nachdem ich wieder einmal aus meiner norddeutschen Heimat zurück in den Bregenzerwald kam, musste ich feststellen, dass der beantragte Steinbruch an der Kanisfluh erneut VN-Thema war. Für mich eine völlig absurde Debatte! Warum stellt man nicht zunächst die Frage nach den tatsächlichen Interessen? Standort-nahe Kiesversorgung oder Wirtschaftsfeindlichkeit sind doch nur eine vorgeschobene Argumentation. Ist es nicht vielmehr so: Ein örtlicher Betrieb hat sich unter Ausnutzung der Hochwasserkatastrophe 2005 gewaltig erweitert und versucht heute, mit selbst kontrolliertem Kies- und Steinbruchgeschäft seinen eigenen Laden am Laufen zu halten. Auf Kosten der Allgemeinheit. In einer Tourismusregion geht ein Unternehmer einem Symbol an den Kragen, das ein Wahrzeichen des Bregenzerwaldes ist. Auf ganz Vorarlberg bezogen, wäre zu fragen, wer denn wohl auf die Schnapsidee käme, an der Zimba, dem Piz Buin oder dem Pfänder Sprengungen zu genehmigen, nur damit ein Geschäft mit Kies und Schotter floriert. Im „Fall Kanisfluh“ wird tatsächlich durch staatliche Stellen zunächst ein Gutachten in Auftrag gegeben, um zu klären, ob es im Ländle genügend eigenes Kies gibt. Hä? Ihr Amtsträger in Verwaltung und Regierung: Die Kanisfluh ist auch ein Kultursymbol! Sie ist in unzähligen Liedern besungen! Der sprengt man nicht einfach den Fuß weg!

Jürgen Gerdes
Platz, Mellau

Quelle

VN-Leserbrief