Kanisfluh: Haller zieht Vergleich

Der geplante Abbau von 800.000 Kubikmeter Gestein am Fuß der Kanisfluh im Bregenzerwald ruft immer mehr Gegner auf den Plan. Psychiater Reinhard Haller fand am Donnerstag drastische Worte: Er zog einen Vergleich zu den Zerstörungen der Taliban und des IS.

Kanisfluh und Matterhorn seien in gleichem Maße Wahrzeichen und identitätsstiftend, sagte Haller bei der Eröffnung der Kunstausstellung „Üsa Kanis“ am Donnerstagabend in Mellau. Seine rhetorische Frage: Wer würde am Matterhorn oder unter den Drei Zinnen einen Steinbruch anlegen? Wird die Wurzel angegriffen, werde auch der Kern zerstört, so Haller.

Haller macht Zeitgeist verantwortlich

„Wenn nun versucht wird, hier einen Angriff darauf zu starten, dann assoziiere ich damit, was die Taliban gemacht haben im Jahr 2001 in Afghanistan“, sagte Haller. Konkret bezog er sich auf einen Vorfall im Jahr 2001, als die islamistische Miliz die antiken Buddha-Statuen von Bamiyan sprengte. Auch die Zerstörung der Grabtürme von Palmyra durch den Islamischen Staat (IS) im Jahr 2015 führte Haller als Beispiel an.

In beiden Fällen sei die Zerstörung aus einem Zeitgeist heraus geschehen. „Unsere Opportunität heißt eben Gewinnmaximierung und Ausplündern der Landschaft – und damals hat es eben geheißen, es sind irgendwelche religiösen Gründe, die momentan grad modern sind“, sagte der gebürtige Mellauer. Den Schaden könne man im einen wie im anderen Fall nicht mehr gutmachen.

Wörtlich als „Wahnsinn“ bezeichnete Haller, die Steine der Kanisfluh beim Hochwasserschutzprojekt „Rhesi“ einzusetzen. Ein bestehendes Naturdenkmal werde vernichtet, um den Rhein um 50 Millionen Euro zu renaturieren. Die Kanisfluh werde im Rhein versenkt, so Haller – das sei zu viel des Guten.

Widerstand von vielen Seiten

Der geplante Kiesabbau an der Nordseite der Kanisfluh in Schnepfau sorgt seit Monaten für Diskussionen. Die Firma Rüf plant, in 30 Jahren 800.000 Kubikmeter Gestein abzubauen. Widerstand kommt von verschiedenen Seiten: Die Bürgerinitiative „Üsa Kanisfluh“ hat 3.000 Unterschriften gegen das Projekt gesammelt und verzeichnete in den ersten drei Wochen rund 15.000 Zugriffe auf ihre Webseite.

An einer Lichterkette auf dem Grat der Kanisfluh, die die Initiative vergangenen Samstag gemeinsam mit dem Alpenschutzverein, dem Alpenverein und dem Naturschutzbund veranstaltete, beteiligten sich etwa 400 Personen. Die Gemeinde will das geplante Abbaugebiet in der Parzelle Enge unter örtlichen Naturschutz stellen, stößt allerdings auf rechtliche Hürden.

Quelle

ORF Bericht Teil1
ORF Bericht Teil2

Unter der Kanis fliegen Fetzen

Die Gesellschafter der Firma Rüf zeigen sich empört. Die Wirtschaftskammer Vorarlberg (WKV) spricht von einer „unhaltbaren Verunglimpfung der übelsten Sorte“. Stein des Anstoßes sind Aussagen von Psychiater Reinhard Haller anlässlich der Eröffnung der Kunstausstellung „Üsa Kanis“ gegen den geplanten Steinbruch am Fuße der Kanisfluh.

Ich habe niemanden mit IS-Terroristen verglichen.
Reinhard Haller

Kanisfluh und Matterhorn seien in gleichem Maße Wahrzeichen und identitätsstiftend, sagte Primar Haller am Donnerstagabend in seiner Rede in Mellau. Wenn nun versucht werde, einen Angriff darauf zu starten, dann assoziiere er damit, „was die Taliban im Jahr 2001 in Afghanistan gemacht haben“. Der gebürtige Mellauer bezog sich dabei auf die Sprengung der antiken Buddha-Statuen von Bamiyan durch die Islamisten. Als weiteres Beispiel nannte er die Zerstörung der Grabtürme von Palmyra durch den IS anno 2015. In beiden Fällen sei die Zerstörung aus einem Zeitgeist heraus geschehen. „Unsere Opportunität heißt eben Gewinnmaximierung und Ausplünderung der Landschaft – damals hat es eben geheißen, es sind irgendwelche religiösen Gründe, die momentan gerade modern sind.“

Die Firma Rüf meldete sich am Freitag „im Namen unserer 120 MitarbeiterInnen, die aufs Tiefste beleidigt wurden“, zur Wort. „Es ist schade und beschämend, auf welchem Niveau wir von Prof. Haller angegriffen werden. Der Vergleich, dass unser Unternehmen agiert wie der IS oder die Taliban ist äußerst geschmacklos und aus jedem Zusammenhang gerissen“, heißt es in der Aussendung. Der Primar schüre damit Konflikte und verbreite zudem mit Aussagen wie „Es werden aus diesem Projekt Steine für das wichtige Projekt Rhesi verwendet“ Unwahrheiten. In dieselbe Kerbe schlägt die WKV. Die Interessensvertretung fordert Haller auf, „den empörenden IS-Vergleich gegenüber einem traditionellen Vorarlberger Familienunternehmen“ zurückzunehmen und „sich schleunigst für seine Entgleisungen zu entschuldigen“. Einen Grund dafür sieht Reinhard Haller allerdings nicht. Er habe sich bei seinem Vergleich weder auf Menschen noch auf eine Firma bezogen, sondern darauf, dass man Kulturdenkmäler und Naturwunder für immer zerstöre. Im Zusammenhang mit Rhesi habe er überdies im Konjunktiv gesprochen und gesagt: „Für mich wäre es der Gipfel der Perversion, wenn die Steine der Kanisfluh im Rhein versenkt werden würden.“

Wenn die Firma Sachlichkeit fordere, so der Primar weiter, dann solle sie bei sich selber anfangen und sachliche Informationen liefern.

Die Firma Rüf plant, im Bereich Vorsäß Enge rund 800.000 Kubikmeter Kies abzubauen und die Grube anschließend mit Aushubmaterial zu befüllen. Unlängst wurde bei der BH Bregenz der Antrag auf Einleitung des Verfahrens eingebracht. „Das ist jetzt kritisch zu prüfen und von verschiedenen Sachverständigen zu beurteilen“, meint Landesstatthalter Karlheinz Rüdisser. Laut BH ist derzeit beim Land das UVP-Feststellungsverfahren am Laufen. „Ziemlich bald“ erwartet Rüdisser das Ergebnis in Bezug auf die geplante Verordnung der Gemeinde Schnepfau über das örtliche Schutz­gebiet „Engevorsäß, Kanisfluh“. Die Entscheidung sei jedenfalls von der Landesregierung zu treffen, da es den Kiesabbau betreffe und somit die Interessen mehrerer Gemeinden bzw. einer Region tangiere.

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VN Bericht

400 Interessierte beobachteten das Mahnfeuer auf der Kanisfluh

Mit einer Lichterkette haben der Naturschutzbund, der Alpenverein und der Alpenschutzverein gemeinsam mit der Bürgerinitiative „Üsa Kanis“ am Samstagabend ein leuchtendes Zeichen gegen den geplanten Steinbruch am Fuße der Kanisfluh gesetzt. Rund 400 Interessierte kamen, um das Mahnfeuer auf der gegenüberliegenden Schnepfegg zu beobachten.

Edelweiß und Kunst

Bereits die Anfänge des Naturschutzes in Vorarlberg hätten das Edelweiß auf der Kanisfluh betroffen, verweist Hildegard Breiner, Obfrau des Naturschutzbundes, unter anderem auf den späteren Vizekanzler Jodok Fink, der ein Landesgesetz zum Schutze der Alpenpflanzen initiierte. „Auf Konstantin Graf Thun-Hohenstein, den langjährigen Leiter der BH Bregenz, geht 1904 die erste amtliche Kundmachung der Feld- und Waldschutz-Gesetze mit großen Plakaten zurück“, führt Breiner aus.

Weiter geht der Protestreigen mit der Kunstausstellung „Üsa Kanis“, die am Donnerstagabend, 27. Juli, in Alps Hoamat in Mellau eröffnet wird. Die Eröffnungsrede hält Primar Reinhard Haller zum Thema „Der Einfluss der Landschaft auf den Menschen – und des Menschen auf die Landschaft“. Genauere Infos zur Eröffnung der Kunstausstellung finden Sie hier.

Beitragsbild: Naturschutzbund-Vorstandsmitglied MMag. Rouven Schipflinger und Rainer Schlattinger vom Alpenverein bei den Vorbereitungen für die Lichterkette (Bildautor: Markus Petter, Alpenschutzverein)

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Mahnfeuer brennen auf der Kanisfluh

Mit einer Lichterkette haben der Naturschutzbund, der Alpenverein und der Alpenschutzverein gemeinsam mit der Bürgerinitiative „Üsa Kanis“ am Samstagabend ein leuchtendes Zeichen gegen den geplanten Steinbruch am Fuße der Kanisfluh gesetzt. Laut den Organisatoren beobachteten rund 400 Interessierte auf der gegenüberliegenden Schnepfegg das Mahnfeuer.

Edelweiß und Kunst

Bereits die Anfänge des Naturschutzes in Vorarlberg hätten das Edelweiß auf der Kanisfluh betroffen, verweist Hildegard Breiner, Obfrau des Naturschutzbundes, unter anderem auf den späteren Vizekanzler Jodok Fink, der ein Landesgesetz zum Schutze der Alpenpflanzen initiierte. „Auf Konstantin Graf Thun-Hohenstein, den langjährigen Leiter der BH Bregenz, geht 1904 die erste amtliche Kundmachung der Feld- und Waldschutz-Gesetze mit großen Plakaten zurück“, führt Breiner aus.

Weiter geht der Protestreigen mit der Kunstausstellung „Üsa Kanis“, die am Donnerstagabend, 27. Juli, in Alps Hoamat in Mellau eröffnet wird. Die Eröffnungsrede hält Primar Reinhard Haller zum Thema „Der Einfluss der Landschaft auf den Menschen – und des Menschen auf die Landschaft“.

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VN Bericht

Lichterkette auf dem Grat der Kanisfluh

Alpenschutzverein, Alpenverein und Naturschutzbund haben sich in Kooperation mit der Bürgerinitiative “Üsa Kanis“ zusammengeschlossen und haben am 22.07. bei Sonnenuntergang die Lichterkette auf dem Grat der Kanisfluh entzündet. Bei besten Wetter- und Sichtverhältnissen haben sich ca. 400 Interessierte die Mühe gemacht, um auf der gegenüberliegenden Schnepfegg sich dieses einmalige Ereignis anzuschauen. Die Besucher wurden mit herrlichen Alphornklängen von Pius Feurstein herzlich empfangen. Durch einleitende Worte über diese Aktion und die Bürgerinitiative “Üsa Kanis“ wurden alle Anwesenden von Franz Ströhle und Markus Zwischenbrugger informiert.

Die Lichterkette war über weite Teile des Bregenzerwaldes zu sehen und wurde hier wieder ein ausdrückliches Zeichen für den Erhalt des Wahrzeichen und Denkmales, der Kanisfluh, gesetzt. Mit diesem Mahnfeuer wird gegen das geplante Kiesabbauprojekt am Fuße der Kanisfluh vorgegangen, da die Kanisfluh als “heiliger Berg“ im Bregenzerwald und von ganz Vorarlberg gilt. Es gibt keinen Berg in der Region, über den mehr Sagen, Mythen, Geschichten und Lieder geschrieben wurden, als über “Üsa Kanis“.

Unter den Anwesenden waren u.a. auch Architekt und Russ-Preis-Träger Hermann Kaufmann, Landtagsabgeordnete und Vize-Bürgermeisterin von Bregenz Sandra Schoch, Obmann des Albenschutzvereines Franz Ströhle und die Vertreter der Bürgerinitiative “Üsa Kanis“ Markus Zwischenbrugger und Lothar Kündig. Rainer Schlattinger als Obmann des Alpenvereines Vorarlberg war auf dem Grat der Kanisfluh und hat die ganze Aktion vor Ort geleitet.

Klagelied der Kanisfluh

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Klagelied der Kanisfluh

Es klagt die alte Kanisfluh
niemals hat man seine Ruh.
Jetzt wollen sie mir an den Kragen
und an meinem Fuße graben.

Die Schnepf in Schnepfau längst erschlagen
im Steinbruch, der sie schlug, wurd sie zu Grab getragen.
Nun geht’s dem Hirsch in Hirschau an den Kragen
bedrohet von den roten Wagen.

Von Au her schallt es von den Rüfen Buben
wir wollen Gruben, Gruben, Gruben.
Ein Steinbruch ist ein edles Ding
bring es doch so viel Gewinn.

Bei jeder Schaufel regnet’s Geld
ach wie schön ist doch die Welt.
Es gib ein Fest der Baumaschinen
eine Polka der Turbinen.

Was schert uns Staub, was schert uns Lärm
bringt er Profit hat man ihn gern.
So schlimm ist Stau noch nie gewesen
notfalls holt man einen Besen.

Denn wir brauchen Steine, Steine, Steine,
kleine, große und auch feine.
Wir wollen sie nach Deutschland schaffen
um zu füllen unsere Kassen

Ach du liebe Kanisfluh
wir lassen dir doch keine Ruh.
Wir die Steinbruch-Geilen
wollen an deinem Fuße feilen.

Das Volk in Not
der Hirsch bald tot.
Der Hilfeschrei aus dem Wald erschallt
doch er verstummt, der Steinbruch knallt.

Doch auf – ihr Wäldar – nicht verzagen
macht es wie in alten Tagen,
schlagt die Trommel auf zum Kampfe,
dem Wald zum Gruß und auch zum Danke.